Ein Artikel von Silvia Schäfer, erschienen in der Fränkischen Landeszeitung (FLZ) am 29. August 2025.

Waldbaden in Ansbach: Neue Kraft dank der Natur schöpfen

Sigrid Strobel im Wald beim Waldbaden (Ansbach)
(Foto: Silvia Schäfer)

Waldbaden lädt dazu ein, Entspannung und Entschleunigung bewusst zu erleben – seelisch, geistig und körperlich.

Mit einfachen Wahrnehmungsübungen, achtsamer Sprache und gezielten Impulsen öffnet sich ein neuer Blick auf die Natur.

Langsam gehen wir durch den Wald, nehmen mit allen Sinnen wahr und spüren, wie wohltuend und stärkend diese Begegnung wirkt.

Sigrid Strobel ist Pädagogin, Kommunikationstrainerin und jetzt auch ausgebildete Kursleiterin für Waldbaden. Die Ansbacherin verbindet die Kraft der Sprache mit dem Erleben in der Natur. Ein Erlebnis für Körper, Geist und Seele.

Lebenslanges beziehungsweise lebensbegleitendes Lernen bedeutet für Sigrid Strobel eine aktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen und mit sich selbst. Von 1987 bis 2011 unterrichtete sie als Lehrkraft an verschiedenen Berufsschulen, unter anderem an einer Berufsfachschule für Kinder- und Sozialpflege. Im Anschluss bildete sie als Dozentin am Staatsinstitut zukünftige Fachlehrer aus. Dort war sie auch stellvertretende Leiterin.

Ansbacherin gestaltet Ruhestand sinnvoll

Mitte 2022 beendete Sigrid Strobel ihre hauptberufliche Tätigkeit und suchte sich neue, sinnvolle Tätigkeiten für den Ruhestand. Sie absolvierte eine Weiterbildung zur Kommunikationstrainerin beim Institut für bewusste Sprache Lingva Eterna.

Dass eine klare und gleichzeitig wertschätzende Ausdrucksweise einen von Achtung getragenen Umgang fördern kann, vermittelt Sigrid Strobel in Vorträgern und Seminaren des Evangelischen Bildungswerks im Dekanat Ansbach. Diese jahrzehntelange Zusammenarbeit wurde mit dem zunächst monatlichen Angebot Waldbaden noch ausgebaut.

In den zwei Stunden ist man nie mehr als zwei oder drei Stunden unterwegs. „Es geht darum, sich von der Freude und Schönheit der Natur berühren zu lassen”, sagt Sigrid Strobel. Der nächste Termin ist am 23. September von 17 bis 19 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz am Weinberg nahe der ehemaligen Weinberggaststätte. Anmeldungen nimmt das Bildungswerk unter Telefon 0981/46089915 oder per Mail ebw.ansbach@elkb.de (Ev. Bildungswerk im Dekanat Ansbach) entgegen.

Sigrid Strobel hat in Leipzig erfolgreich eine Weiterbildung zur Kursleiterin Waldbaden bei der Akademie für Waldbaden und Gesundheit abgeschlossen. Seitdem bietet sie als Teil der Erwachsenenbildung Kurse an, in der sie den Wald mit einbezieht. Zum Tiergartenwald mit seinen vielen Laubbäumen am Stadtrand von Ansbach hat sie einen besonderen Bezug. Sie hat 20 Jahre am Weinbergplateau gewohnt. Schon als Kind war Sigrid Strobel oft im Wald.

Den Wald mit allen Sinnen erleben

Mit großer Begeisterung bietet sie das Waldbaden an. Es sind Kurse für eine feststehende Gruppe bis zu 15 Personen, „die eine schöne Möglichkeit darin sehen, neu Kraft zu schöpfen und in Balance zu kommen”. Gerade in der heutigen, herausfordernden Zeit mit Hektik, Stress und vielfältigen Belastungen könnten Achtsamkeit und Bewegung im Einklang mit der Natur „wohltuend und gesundheitsfördernd” sein.

Feste Regeln gibt es nicht, auch kein Leistungserbringen. Das Konzept Waldbaden kommt aus Japan und wird dort „Shinrin Yoku” genannt, was so viel bedeutet wie „Eintauchen in die Waldatmosphäre”. Inzwischen werden die Effekte dieser „Naturtherapie” auch in der Medizin genutzt. Schließlich gibt es längst Hinweise, dass es sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, regelmäßig Zeit in der Natur zu verbringen.

Die Waldbad-Expertin aus Ansbach beginnt mit einem Ritual, um bewusst den Schritt vom Alltag in die Natur zu zelebrieren: Mit dem Bau einer kleinen Schwelle aus Ästen auf dem Waldboden sollen beim Überschreiten Stress und Belastungen abgestreift werden. Gemeinsam taucht man in die Atmosphäre des Waldes ein, nimmt die Umgebung mit allen Sinnen wahr: die mächtigen Bäume, das sanfte Rauschen der Blätter, den Wind in den Wipfeln, die erdigen Düfte, das Zwitschern der Vögel. Hunderte Grün- und Brauntöne, Licht und Schatten sorgen für optische Vielfalt.

Hektik des Alltags ausblenden

Sigrid Strobel lädt dazu ein, langsam durch die Natur zu streifen und sich dabei selbst Momente der Ruhe zu schenken. Mit angeleiteten Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen, mit dünnen und dickeren Ästen oder dem Balancieren auf einem Baumstamm zur Körperwahrnehmung und Konzentration, schwindet die Hektik des Alltags. Das Handy ist da längst ausgeschaltet.

Mit einem kleinen glaslosen Bilderrahmen lassen sich Details aus der Umgebung hervorheben. Immer wieder lässt Sigrid Strobel den Blick nach oben Richtung Baumkronen schweifen. Dann schaut sie wieder nach unten, streicht mit ihren Füßen über den Boden und bewegt sich langsam durch das Laub, bis sie in die Hocke geht und ein leuchtend gelbes Blatt aufsammelt.

(Foto: Silvia Schäfer)

Die Natur bewusst wahrnehmen: Ein glasloser Bildhalter ist ein einfaches Mittel, um Einzelheiten der Umgebung in den Blickpunkt zu rücken. 

Im nächsten Schritt streicht sie über die Zacken am Blattrand oder mit der flachen Hand über die Rinde eines Baumes. Sie animiert dazu, „alles bewusst wahrzunehmen”. Sigrid Strobel zeigt, wie man den Wald als Kraftquelle für gedankliche und emotionale Ruhe nutzten kann. Den Spaziergang im Tiergartenwald beendet Sigrid Strobel mit Segenswünschen zur Stärkung und Zuspruch im Alltag.

Fränkische Landeszeitung

Silvia Schäfer
FLZ 29.08.2025

(Foto: Silvia Schäfer)